Jean-Philippe Baum kam über das Wirtschaftsthema, die Gemeinwohl-Ökonomie zu seiner aktuellen Arbeit als Bildungsreferent für Globales Lernen und als Koordinator für entwicklungspolitisches Jugendengagement des Entwicklungspolitischen Landesnetzwerkes im Saarland (NES e.V.).
Anhand seines eigenen Bildungsweges lernte er, wie sehr es auf die Atmosphäre der Gruppe und die Rolle des Lehrenden als inhaltliche Begleitung beim Lernen ankommt, damit sich Potential entfalten kann. Zu Beginn seines Impulses liest er eine Reihe von Begriffen vor und fragt die Teilnehmer*innen, ob diese etwas mit Wirtschaft zu tun haben: Finanztransaktionssteuer, Wohlstand, Reichtum, Armut, Vertrauen, Misstrauen, Umweltschutz, Umweltzerstörung, Krieg, Frieden und Liebe. Bei jedem seiner Begriffe konnten die Teilnehmer*innen einen Bezug zur Wirtschaft herstellen. „Da stimmt doch etwas nicht!“, so Baum. “Economics are the method, the object is to change the heart and soul.” Mit diesem Zitat von Margaret Thatcher versucht er, das falsche Bewertungschema der Gesellschaft aufzudecken. „Ziel ist das Geld, doch eigentlich sollte es das Mittel sein.“
Die Menschheit habe laut Baum aktuell drei Krisen: Die Trennung des Menschen von der Natur (Umweltzerstörung), die Trennung des Menschen von anderen Menschen (Kriege, Religionsstreitereien) und die Trennung des Menschen von sich selbst (Rauchen, Trinken). Warum ist das so und warum ändern wir nichts? Ein Problem sei, dass wir in Rollenmustern gefangen sind. Unsere Rolle in der Zivilgesellschaft kann die Probleme auf systemischer Ebene nicht lösen. Die Politik der sozialen Marktwirtschaft gebe zwar Normen und Gesetze vor, doch die Unternehmen übernehmen in diesem Rahmen die Zuständigkeit für die Wirtschaft. Sie stehen im bestehenden System unter Wachstumszwang und die Politik wird wiederum daran gemessen, wie gut es der Wirtschaft geht. „Ein Kreislauf, bei dem alle die Probleme sehen, aber bisherige Lösungsansätze nicht umfassend sind, insbesondere weil die Rollenmuster nicht aufgelöst werden“, so Baum.
Bei der „Großen Transformation“ gehe es, laut Baum, um Kulturwandel und Paradigmenwechsel. Das materialistische Weltbild muss zu einem „holistischen Weltbild“ werden. Zu sich zu finden, Gruppenprozesse erleben, Vertrauen in Menschen wiedergewinnen, Naturerfahrungen machen und Teil der lebendigen Umgebung werden, könnte dies ändern und dazu ermuntern, als Erdenbürger*in Verantwortung zu übernehmen und den eigenen Umgang mit der Welt zu verändern.
Die Bildungsarbeit kann dazu ihren Beitrag leisten, indem sie beispielsweise Glücksübungen anbietet, generative Fragen stellt und diese in Verbindung mit Konsum bringt: Denn wer glücklich ist, konsumiert nicht so viel. Beleuchtet werden muss auch die Rolle der Werbung, die Grundbedürfnisse ausnutzt. Dies kann dann in Verbindung mit der Systematik der Wirtschaft, wie Wachstumszwang und Konkurrenz, gebracht werden. „Machen Sie Visionsarbeit!“, ist Baums Vorschlag an die Teilnehmenden des Seminars. „Visualisieren Sie alleine und in Gruppen: Wie würde die Welt aussehen, wenn wir nachhaltig Wirtschaften? Wie würden dann die gesellschaftlichen Strukturen, wie Bildung, Gesundheit, Mobilität, Energie, Landwirtschaft, Demokratie, Geld, Wasser etc., aussehen? Alternative Entwürfe, die bereits vorhanden sind, wie Gemeinwohl-Ökonomie, Regionalgelder und grüne Banken, aber auch Visionen, können herangezogen werden, erste Schritte zu gehen und neue Strukturen zu unterstützen.